Meleghy-Betriebsverlagerung: Strukturwandel in der Automobilzuliefererindustrie sozialverträglich gestalten
Lauter-Bernsbach/ Lößnitz. An der A72 in Reinsdorf im Landkreis Zwickau entsteht für 45 Millionen Euro eine Fabrik für Elektroautos der Firma Meleghy als Zulieferer für den Volkswagen-Konzern. 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind von der Standortschließung in Bernsbach und Lößnitz betroffen. Zwar haben die Firmenchefs versprochen, dass alle Beschäftigten in Reinsdorf übernommen werden, jedoch hat die Schließung im Erzgebirge auch negative Folgen für die kleinen Händler sowie auch für die Zulieferer des Unternehmens vor Ort. Die Werksschließung in Bernsbach soll voraussichtlich im Jahr 2024 und in Lößnitz im Jahr 2022 sein.
Rico Gebhardt, Abgeordneter der Region und Vorsitzender der Linksfraktion im Landtag, besuchte die Betriebsrätinnen und Betriebsräte von Meleghy am 25.02.2020 und sicherte seine Unterstützung im Kampf gegen den Beschäftigtenabbau im Erzgebirge zu. Begleitet wurde Rico Gebhardt vom Genossen Joachim Zenner, der viele Jahre für das einstige Blechformwerk tätig war, und von der Kreisrätin Karoline Loth, in der Fraktion zuständig für Wirtschaft & Arbeitsmarkt.
»Anstelle der etwa 12.000 Teile umfassenden Blechverarbeitung mit breitem Kundenstamm sollen künftig vor allem Bauteile für Elektroautos von VW entstehen. Eine solche Abhängigkeit wäre hoch problematisch, nicht zuletzt vor dem Hintergrund möglicher Rechtsstreite, wie VW sie etwa mit der Prevent-Gruppe geführt hat – zulasten der Beschäftigten beim Zulieferer. Die Geschäftsführung sollte prüfen, ob es neben dem neuen Werk in Reinsdorf eine Perspektive für die beiden alten Standorte gibt, zumal noch Aufträge bis 2026 vorliegen. Eine breite Produkt- und Kundenpalette ist ein Wettbewerbsvorteil und kann Luft verschaffen, neue Geschäftsfelder zu erschließen. Die Staatsregierung sollte in dieser Richtung Einfluss nehmen.« so Rico Gebhardt.
Karoline Loth blickt mit Sorge auf den Strukturwandel in der Automobilzuliefererindustrie im Erzgebirgskreis: »Der Wandel hin zum Elektroantrieb wird für die Region Südwestsachsen folgenreich sein. Etwa 70 % der Betriebe im Raum Erzgebirge/Zwickau/Chemnitz sind in der konventionellen Antriebs-Sparte angesiedelt und damit direkt vom Strukturwandel betroffen. Dieser Prozess muss sozialverträglich gestaltet werden! Natürlich solidarisieren wir uns und stehen an der Seite der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer der Firma Meleghy in Bernsbach und Lößnitz und sichern unsere Unterstützung beim Kampf um den Erhalt der Standorte im Erzgebirge zu.«
Auf Anfrage wie das Landratsamt den Strukturwandel begleiten will, antwortete Landrat Vogel auf Anfrage von Karoline Loth wie folgt: »Mein Haus selbst hat keine direkte Möglichkeit, Wirtschaft zu beeinflussen oder strukturelle Konsequenzen für die Automobilzuliefererindustrie in den nächsten 10 Jahren vorherzusagen. […] Für alle Aufgaben der Wirtschaftsförderung, eine freiwillige Aufgabe des Landkreises, ist die landkreiseigene Gesellschaft Wirtschaftsförderung Erzgebirge GmbH (WFE) zuständig. Sie entscheidet entsprechend des Bedarfs, wo und welche Maßnahmen zur Wirtschaftsentwicklung folgen. Dies kann stets nur im begleitenden, beratenden und unterstützenden Bereich sein, da die Aufgabe der direkten Wirtschaftsförderung dem Staat vorbehalten ist. […] Mein Haus selbst wird im Rahmen seiner behördlichen Aufgaben auch in enger Zusammenarbeit mit der WFE den Prozess, der sich momentan noch sehr differenziert darstellt, begleiten und unterstützen.«
Nach Auskunft der Arbeitsagentur in Annaberg-Buchholz müsse keine Angst vor Arbeitslosigkeit im Erzgebirge herrschen. Bis 2025 gehen voraussichtlich mehr Menschen in Rente als neu eingestellt werden.