Gebt das Hanf endlich frei!

Gebt das Hanf endlich frei!

In der Freien Presse vom 14.04.2020 wurde über Rauschgiftdelikte im Erzgebirgskreis im Jahr 2019 berichtet. Daraus geht hervor, dass es im vergangenen Jahr 863 Rauschgiftdelikte gab, davon 438 Fälle im Zusammenhang mit Cannabis „und dessen Zubereitungen“. Erfreulich ist die Nachricht, dass es im Erzgebirgskreis im Jahr 2019 keine Drogentoten gab.

Wenn ich derartige Veröffentlichungen lese, ärgert es mich regelmäßig, dass dabei nicht auf die Einteilung in legale und illegale Drogen und deren jeweilige Gefährlichkeit eingegangen wird. Von Nikotin und Alkohol ist selten die Rede, wobei sie der Gesundheit in Deutschland wesentlich mehr schaden als alle illegalen Drogen zusammen. Dies soll keine Verharmlosung darstellen, jedoch sollte auch darüber gesprochen werden, wie lasch die Regulierungen rund um Tabak und Alkohol sind und wie sie annähernd überall und günstig zu erwerben sind. Das Verbot von Werbung, Sponsoring und anderen Marketingmaßnahmen im Zusammenhang mit Tabak- und Alkoholprodukten sollte endlich beschlossen werden. Die Ungleichbehandlung legaler und illegaler Drogen ist nicht zu rechtfertigen und die Regulierung beider Suchtstoff-Gruppen muss sich langfristig einander annähern.

Natürlich ist das gesellschaftliche Ziel, dass drogenbedingte Schäden so gering wie möglich gehalten werden, sehr vernünftig. Die Dämonisierung und Kriminalisierung von Drogen verfehlt aber gerade bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen das Ziel der Abschreckung. Die Drogenpolitik muss eine präventive, sachliche und glaubwürdige Aufklärung über die Wirkung und Risiken von Drogen ermöglichen. Nur so kann ein selbstverantwortlicher Umgang mit Rauschmitteln gelernt werden. Wenn Drogenkonsum problematische Ausmaße annimmt, muss schnell und unkompliziert Hilfe geleistet werden. Statt ausreichende Mittel für präventive und therapeutische Angebote bereitzustellen, gibt Deutschland aber über 80 Prozent seiner Ausgaben im Drogenbereich für die Strafverfolgung aus. Die Strafverfolgung stärkt die organisierte Kriminalität, behindert eine glaubwürdige Präventionsarbeit, erhöht die Hürden für die Drogen- und Suchthilfe, verhindert jeden Jugend- und Verbraucher*innenschutz.

Präventions- und Informationsangebote und niedrigschwellige therapeutische Hilfen sollten unbedingt ausgebaut werden und legale, regulierte Bezugsmöglichkeiten von Drogen, die den Wunsch nach Rausch kanalisieren – aber die gesundheitlichen und gesellschaftlichen Schäden möglichst gering halten – sollten endlich Einzug in unseren Alltag finden. Es wird Zeit die Konsument*innen zu entkriminalisieren und ihnen die Rückkehr in ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Es sollte die Strategie, die negativen Folgen von Drogenkonsum zu reduzieren und Tests von Drogen auf Identität und Reinheit bundesweit zu ermöglichen und diese auch aus Bundesmitteln zu finanzieren, verfolgt werden.

Ziemlich genau die Hälfte der Rauschgiftdelikte im Erzgebirgskreis im Jahr 2019 fanden im Zusammenhang mit Cannabis statt. DIE LINKE fordert schon lange den Anbau zum Eigenbedarf zu erlauben und den genossenschaftlich organisierten und nichtkommerziellen Anbau über Cannabis-Social-Clubs zu ermöglichen. Wie wär’s also mit einem Cannabis-Social-Club und einer Drogen-Teststation in Annaberg?