Kurort Bad Schlema zukünftig ohne Sparkassenfiliale?

Schließung Sparkassenfiliale in Bad-Schlema

Die Erzgebirgssparkasse veröffentlichte ihre Pläne zur Umgestaltung ihres Filialnetzes. Geplant ist auch die ersatzlose Schließung der einzigen Filiale im Kurort Bad Schlema. Selbst Automaten sollen nicht mehr zur Verfügung stehen. Bürger:innen des Ortes fragen sich da: Wie soll das zukünftig gehen? Wie soll die Grundversorgung sichergestellt werden? Wo bekommen die Bürger:innen nun das Bargeld und die Kontoauszüge her und wie sollen Überweisungen getätigt werden? Immerhin hat die Sparkasse einen öffentlich-rechtlichen Versorgungsauftrag.

Die Erzgebirgssparkasse hat mehrere Wirtschaftskrisen, zwei Weltkriege und sogar die sozialistische Planwirtschaft überlebt. Ausgerechnet die „soziale“ Marktwirtschaft sorgt nun dafür, dass es in einem Kurort wie Bad Schlema keine Sparkassenfiliale mehr geben soll.

Leopold Letzel, 90 Jahre alt, Träger der Bad Schlemaer Ehrennadel und seit Jahrzehnten ehrenamtlich Aktiver in der Volkssolidarität, macht sich große Sorgen um die älteren Bewohner des Ortes. Seit der Veröffentlichung in der Presse vergeht kein Tag, an dem er nicht auf die bevorstehenden Filialschließung und der daraus resultierenden Probleme angesprochen wird. „Viele ältere Bürger kommen mit den modernen Sachen nicht zurecht.“ sagt er. Onlinebanking ist in der Generation 70+ nicht gerade verbreitet. Er empfindet die Entscheidung als Zumutung für die ältere Generation. Viele ältere Menschen sind nicht mehr so mobil, fahren kein Auto und sind auch nicht mehr in der Lage mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Taxi nach Aue oder Schneeberg zu fahren, um ihre Geldgeschäfte zu erledigen.

Warum ist es nicht möglich bei der technischen Entwicklung, die der 90-jährige sehr begrüßt, die Automaten weiter aufrechtzuerhalten? So könnten zum Beispiel die älteren Einwohner:innen des Ortes, welche teilweise auch auf die Begleitung der Pfleger- und Helfer:innen angewiesen sind, noch ihren Geldgeschäften nachgehen und die Kontoauszüge holen. Die Sparkassenfiliale ist gerade von ihrer Lage her ideal. Sie bietet auch gehbehinderten Menschen ungehinderten Zugang, da ein barrierefreier Zugang möglich ist. Zwar sind laut Standortkonzept der Sparkasse eine Bargeldauszahlstelle über einen örtlichen Händler und ein Briefkasten für Überweisungen geplant, aber zufriedenstellend ist dies nicht.

Leopold Letzel fordert hier eine Stellungnahme von der Sparkasse, wie es in Bad Schlema weiter gehen soll. Er fragt sich nun, ob wird die ältere Generation, welche 30 Jahre und länger Bad Schlema wiederaufgebaut hat, aufs Abstellgleis geschoben wird.

Auch die Geschäfte in der gebeutelten Marktpassage, die seit Jahren um eine Wiederbelebung kämpfen, werden durch die geplante Filialschließung weiter geschwächt. Mit Weggang der Sparkasse droht die einst blühende Einkaufspassage zu verweisen.

Eine Möglichkeit wäre eine Servicestelle mit Automaten im Frischemarkt, welcher in der Marktpassage angesiedelt ist, einzurichten. Das würde zumindest die Grundversorgung sichern und dem Frischemarkt vielleicht einige zusätzliche Kund:innen bringen. Davon würden alle profitieren! Der Vorteil für die Sparkasse wäre eine Einsparung der Miete für die eigenen Räumlichkeiten. Dazu sollte man jedoch im Vorfeld mit den Verantwortlichen ins Gespräch kommen und nicht einfach Entscheidungen über den Kopf der Bürger:innen und der Stadtverwaltung hinweg treffen.

Aktuell plant die Kurgesellschaft Bad Schlema einen Umbau des Kurbades mit 15,6 Mio. Euro. Davon erhofft sich die Badgesellschaft wieder mehr Besucher:innen und Gäste. 2026 soll das Kurbad fertig gestellt sein. Nach dem Umbau, wie es in der Freien Presse zu lesen war, soll das Bad ein Leuchtturm in der Region sein, von welchem die gesamte Region profitiert  – allerdings ohne Grundversorgung in der Bargeldversorgung. „Das passt einfach nicht zusammen.“, so Leopold Letzel. Insgesamt ist die Sache nicht zuträglich für die weitere Entwicklung des Kurortes.

Auch der Umbau des Museums Uranbergbau zur „Uranerlebenswelt“ mit ca. 1 Mio. € Kosten ist eine große Investition in den Ort, der zur Belebung beitragen wird. Auch haben wir mithilfe der Wismut in den vergangenen Jahren Berge versetzt, um Bad Schlema noch attraktiver zu machen. So soll auf der Fläche der ehemaligen Halde 65 ein neues Wohngebiet entstehen und eine Freifläche als Sondergebiet „Kultur“ für das Europäische Blasmusikfestival.

Wir als Stadt tun alles um mit diesen Maßnahmen den Kurort Bad Schlema für die Bewohner:innen und Kurgäste aufzuwerten. Das sind riesige Anstrengungen, die mit dem Rückzug der Sparkasse aus Bad Schlema teilweise zunichte gemacht werden.

Das Wichtigste in einem Kurort ist die Grundversorgung der Kurgäste auch in Bezug auf die Bargeldversorgung. Ein Kurort ohne Bargeldversorgung ist unvorstellbar. In anderen Kurorten gehört dies zur Selbstverständlichkeit.

Diese Aspekte wurden kurzfristig zur Stadtratssitzung von Aue-Bad Schlema aufgrund der Eilbedürftigkeit auf die Tagesordnung gesetzt. Die Fraktion DIE LINKE / SPD reichten dafür einen Antrag zur Thematik ein. Dieser Antrag wurde von allen Stadträt:innen mit großer Zustimmung aufgenommen. Es wurde einstimmig beschlossen, dass der Oberbürgermeister der Stadt Aue – Bad Schlema, Herr Heinrich Kohl beauftragt wird, ein klärendes Gespräch mit den Gremien der Erzgebirgssparkasse zu führen, mit dem Ziel, einen adäquaten Automatenstandort mit Geldautomat, Bargeldeinzahlungsautomat, Kontoauszugsdrucker und Überweisungsautomat (idealerweise auch als Kombigerät) zu errichten.

Kreisrat Andreas Rössel stellt die Forderung auf, eine bürger:innenfreundliche Klärung mit der Sparkasse über die Kreistagsfraktion herbeizuführen. Die Leidtragenden für die Niedrigzinsphase und die fehlenden Einnahmen der Sparkasse, dürfen nicht die Schwächsten unserer Gesellschaft sein.